Können die Bulldogs heute in Innsbruck bereits die Korken knallen lassen?

Ob es wohl ein gutes Zeichen ist, wenn man heute Nacht vom späten 3:1-Entscheidungs-Treffer durch Andrew Yogan geträumt hat, der die 4. Playoff-Teilnahme der Dornbirner Bulldogs zur Realität machte? Wunderschön zimmerte der US-Amerikaner die Scheibe in die obere rechte Ecke.. Mir zumindest erging es heute Nacht bereits so.

Aber noch liegt ein weiter Weg vor uns. Insgesamt stehen noch 3 Spiele in der Qualifikations-Runde für alle sechs Teams aus. „Es geht um den Stolz!“ titeln die Innsbrucker vor dem heutigen Spiel auf Ihrer Website. Wenngleich die Augangsposition der Vorarlberger durchaus mit 5 Zählern Vorsprung auf die vierplatzierten Grazer vielversprechend erscheint, ist es nicht der Zeitpunkt, vorzeitig den Schlendrian einkehren zu lassen im Spiel der DEC-Cracks. Wie schnell man die Medaille von hinten anschaut, mussten die Dornbirner erst unlängst nach einem eher suboptimalen Start in die Entscheidungsrunde um die letzten drei Playoff-Fahrscheine feststellen. Und auch wenn die Chance der heutigen Gegner aus de Tiroler Hauptstadt nurmehr eine rechnerische ist, werden diese umso mehr mit der Wut im Bauch im Duell gegen den West-Rivalen aus dem Ländle auftreten und sich mit aller Kraft an den allerletzten Stohhalm der Viertelfinal-Hoffnung klammern.

Keine einfache Aufgabe, die heute den Bulldogs bei ihrem vermeintlich letzten Schritt Richtung K.O-Phase der bet-at-home ICE Hockey League bevorsteht. Doch erinnern wir uns einige Jahre zurück. Wir schreiben den 28. Februar 2014. An diesem Tag duellierten sich die Dornbirner ebenso wie heute Abend in der Innsbrucker TIWAG-Arena und es stand Historisches auf dem Plan. Nachdem die Messestädter nur wenige Tage zuvor ebenso famos wie sensationell gegen den in der damaligen Saison amtierenden Meister aus Klagenfurt siegreich blieben standen sie plötzlich vor der Chance, erstmals in ihrer Vereinsgeschichte einen Viertelfinal-Einzug in der höchsten österreichischen Spielklasse zu fixieren.

Dabei war auch anno 2014 der Start in die Zwischenrunde ein überaus holpriger. Die als achtplatziertes Team hinter dem KAC mit den zweitbesten Voraussetzungen in die Entscheidungsphase gestarteten Bulldogs gewannen zwar zum Auftakt gegen die Innsbrucker Haie, kassierte folglich aber gegen Fehérvár, die Graz 99ers und Laibach drei beißende Ohrfeigen. Dies veranlasste damals schon einen Großteil der Fans und allerhand Experten dazu, die Vorarlberger im Kampf um die Playoff-Tickets vorzeitig abzuschreiben. Denn ausgerechnet jetzt stand das Doppel gegen den großen Favoriten aus Klagenfurt an, der normalerweise ohnehin nicht in diesen Gefielden der Tabelle zu finden ist. Jeder rechnete mit einem großen Aufbäumen der Rotjacken in der Zwischenrunde. Doch wie wir mittlerweile alle wissen, kam es in diesem Jahr anders. Der KAC stürzte letztlich aus den Playoff-Rängen, stattdessen konnten die Dornbirner und die Ungarn ihre Schlittschuhe für die 5. Jahreszeit im Eishockey schnüren.

Und dingfest machten die Vorarlberger diesen geschichtsträchtigen Erfolg damals am 28. Februar in Innsbruck. Damals verkam das Duell gegen die ebenfalls im Jahr zuvor in die EBEL eingestiegenen Tiroler zu einem wahren Eishockey-Feuerwerk aus Dornbirner Sicht. Am Ende gewannen die Vorarlberger strotzend vor Selbstvertrauen gegen geknickt aufgetretene Haie mit 9:3 – am Ende durften Niki Petrik, Luciano Aquino, Graham Mink, Alexander Feichtner, Robert Lembacher und wie sie alle damals hießen, in Begleitung des Servus-TV-Teams ausgelassen auf dem Eis von den mitgereisten DEC-Fans gefeiert werden. Es war geschafft – Die Bulldogs schafften in ihrer zweiten EBEL-Saison erstmals den Sprung in die Playoff-Phase. Dort schieden sie erst nach einem aufopferungsvollen Kampf gegen die Red Bulls aus Salzburg aus. Die feurigen Duelle sowohl im Salzburger Volksgarten als auch im zum Zerbersten gefüllten Messestadion werden unvergesslich bleiben als die ganz große Sensation schon fast zum Greifen nah war.

In dieser Tonart es dann in weiterer Folge im Zweijahres-Rhythmus für die Dornbirner weiter. Eigentlich wäre dann nach dem Gesetz der Serie in der vergangenen Saison wieder ein Playoff-Jahr für die DEC-Cracks an der Reihe gewesen. Doch eine Umbruch-Saison in welcher nach einem verunglückten Start mit Trainer Jussi Tuppamäki Ende Oktober Kai Suikkanen das Zepter an der Bande übernahm und für viele neue Strukturen im Team sorgte, verunmöglichte vorerst einen herausragenderen sportlichen Erfolg.

Doch heuer scheinen die letztes Jahr gesähten Investitionen Früchte zu tragen. Ein Viertelfinal-Einzug wäre für das Team von Kai Suikkanen mit Blick auf die Leistungen über die gesamte Saison überaus verdient. Die direkte Playoff-Qualifikation wurde nur haarscharf im Grunddurchgang verpasst, das Team hat in diesem Jahr sichtlich zusammengefunden, auch wenn es lange Zeit vielfach mit der Tor-Effizienz im Speziellen betreffend dem zahnlosen Überzahlspiel doch gröbere Probleme gab. Aber gerade Spieler wie Simeon Schwinger konnten sich in dieser Saison massivst steigern und sind zu fixen Größen im Team herangewachsen. Trotz seiner Verletzung setzte auch Sam Antonitsch seit seiner Rückkehr in’s Team seine gewohnt wichtigen Akzente, was Kampfgeist und Einsatzwille anbelangt und geht oft als „Pusher“ für seine Teamkollegen voran. Überhaupt kommt den heimischen Spielern deutlich mehr Verantwortung als noch in den Jahren zuvor in Dornbirn zu, was auch unter den Fans viel Anklang findet.

Die Dornbirner haben auch ihr Image von einer Holzhacker-Truppe, wie sie in vergangenen Jahren oft unliebsam geschimpft wurden, heuer zweifelsohne abgelegt. Schon über die ganze Saison halten sie mit den wenigsten Strafminuten aller Teams Rang 1 in der Fairplay-Statistik und selbst wenn es mal zu einer Unterzahl-Situation kommt, agieren Oli Magnan und Co besonnen und organisiert. Das schlägt sich auch den hervorragenden Penalty-Killing-Statistik nieder. In 84,09 % der Unterzahl-Situationen hält das Team den Kasten sauber. Das ist hinter dem KAC und Salzburg der drittbeste Liga-Wert.

Aber schwenken wir nochmals zurück zum heutigen Spieltag. Heute könnten die Dornbirner also wie schon eingangs erwähnt, ihren vierten Playoff-Einzug seit 2014 in trockene Tücher bringen. Dass es ein Spaziergang wird, ist nicht zu erwarten. Gerade der berühmte letzte Schritt ist oftmals der herausforderndernste wenn man das Ziel schon vor Augen hat, die Konzentration verliert und dann möglicherweise noch über die letzte Stufe stolpert. Da heißt es also, auf jeden Fall den Fokus hochzuhalten. Gegen die brandgefährliche Offensive der Haie darf man sich nicht all zu viele Ausrutscher erlauben.

Damit heute schon der Konfetti-Regen in den Wohnzimmern der DEC-Fans niedergehen kann, dazu bedarf es zudem auch noch das Zutun der Bratislava Capitals. Denn nur wenn die Slowaken den Grazern heute zumindest einen Zähler abnehmen, könnten die Bulldogs, wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht haben, mit einem 3-Punkter der Heimfahrt aus Innsbruck einen feierlichen Rahmen verleihen und den Fans zuhause die Dienstag-Nacht mit Stoff für weitere Playoff-Träume in schwarz und weiß versüßen.